Die Sauer-Orgel des Goethe-Gymnasiums Berlin

Die Sauer-Orgel digital!

Im Oktober 2020 wurde zusammen mit Christoph Schmitz (www.hauptwerk-organ.com) ein digitales Hauptwerk Sampleset der Sauer-Orgel des Goethe-Gymnasiums erstellt. Dazu wurde jeder einzelne Ton jedes einzelnen Registers einzeln in drei Stereo-Kanälen aufgenommen. Dies ermöglicht es virtuell die Sauer-Orgel im Raum und am Spieltisch stufenlos zu erleben.

Die Aufnahmetechnik in drei Stereo-Kanälen

Die Sauer-Orgel wurde mit drei Stereo-Kanälen mit 32bit 196kHz gesampled.
  • 4 Meter vom Spieltisch in XY-Konfiguration mit Rode NT5 Niere
  • 4 Meter vom Spieltisch in ORTFKonfiguration mit Rode NT5 Niere
  • 8 Meter vom Spieltisch in AB-Konfiguration mit Rode NT5 omni
  • unter Verwendung eines MIDAS 32R
Die Sauer-Orgel im Musikunterricht!

Die virtuelle Rekonstruktion der Sauer-Orgel macht es nun jedem ermöglicht, die Schulorgel zu Hause am Hauptwerk-Spieltisch oder am Keyboard zu spielen. Damit wird die Sauer-Orgel auch für den digitalen Unterricht ohne Zugang zur Aula jederzeit nutzbar. Darüber hinaus dokumentiert die Digitalisierung der Sauer-Orgel den jetzigen Zustand jeder einzelnen Pfeife, was auch für die Rekonstruktion des originalen Zustandes der Orgel von großem Nutzen sein wird.



    

Virtueller Spieltisch, Registerscreen, Simplescreen mit Kanal-Regler (Christoph Schmitz | www.hauptwerk-organ.com)



Besonderer Dank | Special Thanks!

Christoph Schmitz, www.hauptwerk-organ.com, DE
Charles Raasch and Jonathan Orwig, Evensong Music, USA
Roland van den Berg, VOXUS Virtual Organ, NL
Ben Trenchard, Audio Anglorum, UK
Martin Dyde, lead developer of Milan Digital Audio, USA




Zur Geschichte der Sauer-Orgel
des Goethe-Gymnasiums Berlin



Die Sauer-Orgel um 1910


Die Sauer-Orgel um 1924



Die Sauer-Orgel 2020

Seit der Hoforgelbaumeister Wilhelm Sauer der damaligen Viktoria-Luisen-Schule eine Orgel in die Aula setzte, ist dieses Instrument Teil der wechselvollen Geschichte der Stadt Berlin. Die beiden Weltkriege überstanden Orgel und Schule nahezu unversehrt. Zahlreiche historische Dokumente und Zeitungsartikel berichten von Konzerten in der Aula des heutigen Goethe-Gymnasiums. Mit dem zeitweiligen Umzug des ersten städtischen Konservatoriums, dem heutigen Julius-Stern-Institut, in die Räumlichkeiten der Schule kamen namhafte Interpreten und junge Studenten in den Genuss, die Orgel zu spie-len. Sogar die Berliner Philharmoniker probten hier kurz nach dem Krieg. Heute ist die Wilhelm- Sauer-Orgel die älteste der noch spielbaren historischen Schul or geln Berlins, der größten Orgelstadt Deutschlands. Sie steht wie das Gebäude des Goethe-Gymnasiums unter Denkmalschutz: ein kulturhistorisches Pfund, das es – eingebettet in das humanistisch-altsprachliche Bildungskonzept der Schule – zu erhalten gilt. Neben der konservatorischen Aufgabe soll diese wunderbare Orgel auch virtuell für künftige Generationen passionierter Organist:innen erhalten und zum Er lebnis werden: Mit dem vorliegenden Digitalisat des Klangkörpers kann sie überall auf der Welt gespielt werden und ist damit "eine Orgel zum Mitnehmen".

1903/04 Errichtung der Viktoria-Luisen- Schule nach einem Entwurf des Architekten Otto Herrnring Die Mädchenschule galt als eines der schöns ten Gebäude im Wilmersdorf der Kaiserzeit, nicht zuletzt auch wegen ihrer Aula und der Orgel von Hoforgelbaumeister Wilhelm Sauer.

Bis 1939 Aula-Nutzung als Konzert- und Festsaal Das Gebäude war bis Mitte der 1920iger Jahre Mädchenschule und Lehrerinnenseminar und in dieser Zeit wurde die Aula vielfach als Konzertraum genutzt: Hier fanden Klavierwettbewerbe, Orgelkonzerte und Festveranstaltungen des Be-zirkes statt. Die Wilhelm-Sauer- Orgel galt als der besondere Mittelpunkt, das einzigartige Schmuck-stück des Saales, wie viele Zeitungsartikel aus dieser Zeit berichten.

1939 bis 1945 Das städtische Konseratorium zieht ein In der Zeit des Nationalsozialismus fand das Konservatorium der Reichshauptstadt im Gebäu-de Gasteiner Straße 23 seinen Wirkungsmittelpunkt. Der Direktor Prof. Kittel verweigerte am 27. Januar 1945 die Ablieferung der Orgelpfeifen an das Reichsinnenministerium, so dass der Pfeifenbestand der Schulorgel unversehrt blieb.

Nachkriegszeit und Gründung des Goethe-Gymnasiums
Die Wilhelm-Sauer-Orgel der einstigen Mädchenschule blieb im Gegensatz zu den anderen sieben Sauer-Schulorgeln von einer Kriegszer-störung verschont. So konnten im Juni 1945 auch die Berliner Philharmoniker das erste Mal nach Kriegsende in der Aula proben; sie spielten den Sommernachtstraum von Felix Mendels-sohn Bartholdy. Jedoch forderte die Nachkriegszeit ihren Tribut: Teile des Orgelgehäuses wurden wegen der mangelnden Beheizbarkeit des Gebäudes geopfert und die Orgel verfiel zusehends.Mit der Gründung des Goethe-Gymnasiums – un-ter Zusammenlegung des ehemaligen Bismarck- Gymnasiums – entschloss man sich für eine Renovierung der Schulorgel, bei der, dem Zeitgeschmack entsprechend, auch die Disposition der Register dem Stil des Barock angepasst wurde.

2021
Seither fanden kleinere Ausbesserungen an der Orgel statt, die umfangreichste 1993 verantwor-tete der eh. Schulleiter Peter Lohe: Das Podium, welches man 1957 um die Orgel herumgebaut hatte, wurde entfernt und der Orgelspieltisch auf den Boden der Aula versetzt.Auch wenn man 2007 nochmals eine Reinigung und notdürftige Instandsetzung durchführte, hat die Orgel heute einen großen baulichen Res-taurierungsbedarf, der auch die historische Identität des Instruments umfasst.

Ausblick Es kann das Ziel einer Fundraising-Kampagne sein, die erforderlichen Gelder für eine Restaurierung zusammenzustragen, die es erlaubt, nachhaltig und unter verantwortungsvoller Berücksichtigung aller denkmalpflegerischer Aspekte diese älteste noch spielbare Schulorgel Berlins kommenden Generationen in neuem Glanz zu erhalten.






Die Disposition damals und heute

Originaldisposition (1904)Heutige Disposition (2020)

Manual I (C-f''')
Principal 8'
Bourdon 8'
Gemshorn 8'
Flute 8'
Octave 4'


Manual II (C-f''')
Spitzflöte 8'
Lieblichgedackt 8'
Aeoline 8'
Vox céleste 8'
Fernflöte 4'

Pedal (C-d')
Subbaß 16'
Violoncello 8'

Manual I (C-f''')
Principal 8' (original)
Bourdon 8' (original)
Octave 4' (original)
Gemshorn 2' (z.T. original)
Mixtur III (unklarer Altbestand)


Manual II (C-f''')
Spitzflöte 8' (original)
Lieblichgedackt 8' (original)
Feinflöte 4' (original)
Principal 2' (1954)
Quinte 1 1/3' (1954)

Pedal (C-d')
Subbaß 16' (original)
Violoncello 8' (original)





Download der virtuellen Sauer-Orgel

Die virtuelle Sauer-Orgel des Goethe-Gymnasiums steht in Kürze zum Download bereit!

  • Vollversion: www.hauptwerk-organ.com


  • Alle Einnahmen kommen vollständig dem Raustaurierungsprojekt zugute.